Carl Friedrich Philipp von Martius

Carl Friedrich Philipp von Martius
C. F. P. von Martius. © Botanische Staatssammlung München.

Carl Friedrich Philipp von Martius wurde am 17.04.1794 in Erlangen geboren und verbrachte dort seine Jugend. Sein Vater war botanisch interessiert und mit Johann Christian Daniel von Schreber, einem ehemaligen Schüler von Linnaeus, befreundet, der C. F. P. von Martius in jungen Jahren beeinflusste. Als 16-Jähriger begann er ein Medizinstudium an der Universität Erlangen. Im Jahr 1812 wurde J. C. D. Schrebers Herbarium von bayerische König Maximilian Joseph I. gekauft und zur Grundlage der Botanischen Staatssammlung München (M). Die Wissenschaftler, die nach Erlangen geschickt wurden, um über den Verkauf dieses Herbariums zu verhandeln, waren Paula von Schrank und Johann Baptist von Spix. Sie lernten den 18-jährigen Martius kennen und waren von ihm so beeindruckt, dass sie ihn als „Elève“ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften München empfahlen. So kam C. F. P. von Martius 1814, nach Abschluss seines Medizinstudiums mit einer botanischen Arbeit, nach München, wo er den Rest seines Lebens verbringen sollte.

Die Hochzeit der österreichischen Erzherzogin Maria Leopoldina mit Don Pedro d’Alcantara, dem Kronprinzen von Portugal und künftigen Kaiser von Brasilien, im Jahr 1817 bot dem ehrgeizigen bayerischen König eine willkommene Gelegenheit, eine Expedition nach Brasilien zu entsenden, indem er C. F. P. von Martius und J. B. von Spix beauftragte, „die Braut zu begleiten“. In einer der erfolgreichsten wissenschaftlichen Expeditionen aller Zeiten reisten C. F. P. von Martius und J. B. von Spix in den nächsten vier Jahren von Rio de Janeiro über São Paulo nach Belém an der Mündung des Amazonas, von wo aus sie mit dem Kanu den Fluss hinauffuhren. Einzelheiten zu dieser Reise werden an anderer Stelle beschrieben. Insgesamt legten sie 10.000 km zurück und schickten 3.541 Sammlungen von Vögeln, Insekten und anderen Tieren sowie ca. 30.000 Herbariumsammlungen zurück. Sie sammelten auch Mineralien und ethnografische Artefakte, die den Grundstock für die Mineralogische Staatssammlung München und die ethnografische Sammlung des Museums Fünf Kontinente bildeten. Die Sammlungen von C. F. P. von Martius von seiner Reise, die ca. 25.000-30.000 Exemplare von ca. 7.300 Arten aus Brasilien sowie ca. 800 zusätzliche Exemplare auf dem Weg nach Brasilien umfassen, befinden sich in der Botanischen Staatssammlung München.

Nach seiner Rückkehr nach München 1821 begann C. F. P. von Martius mit der Aufarbeitung seiner Ergebnisse und veröffentlichte in kurzer Folge „Nova genera et species plantarum, quas in itinere per Brasiliam …collegit“ (1824-1832, 3 Bände), „Icones selectae plantarum cryptogamicarum“ (1827) und sein Hauptwerk, die „Historia naturalis palmarum“ (1823-1850, 3 Foliobände mit 135 Tafeln). Martius veröffentlichte auch Aufsätze über Aspekte der brasilianischen Wirtschaft, Medizin und Kultur.

Ab 1840 organisierte er die „Flora brasiliensis„, ein Gemeinschaftswerk von 65 Autoren, an dem er mitarbeitete und das er bis zu seinem Tod (1868) herausgab. Die Herausgabe wurde dann von A. W. Eichler in München und später von I. Urban in Berlin übernommen, und die Flora wurde 1906 fertiggestellt. Die „Flora Brasiliensis“ ist die einzige vollständige Flora eines lateinamerikanischen Landes und bleibt das wichtigste Referenzwerk für Taxonomen, die sich mit der brasilianischen Flora beschäftigen. Sie behandelt 22.767 Arten, von denen 5.869 neu beschrieben wurden.

Schon zu Lebzeiten wurde C. F. P. von Martius zu einem berühmten Botaniker und einer hochgeschätzten Autorität. Er hatte zahlreiche Kontakte zu Kollegen in aller Welt. Obwohl er Europa nie mehr verließ, erhielt er unzählige Herbarbelege aus allen Kontinenten. Dieses private Herbarium wurde nicht vom bayerischen Staat angekauft, sondern nach seinem Tod nach Brüssel verkauft, wo es den Kern des neu gegründeten Herbariums des Botanischen Gartens Meise bildete. C. F. P. von Martius verstarb am 13. Dezember 1868 in München.

Für einen Überblick über seine Sammlung siehe Bionomia.

Referenzen

Anonymous 1994. Brasilianische Reise 1817–1820: Carl Friedrich Philipp von Martius zum 200. Geburtstag herausgegeben von Jörg Helbig, Hirmer Verlag München.

Förther, H.1994. Die Geschichte des Martius-Herbariums: seine Brasilienkollektion und Empfehlungen zur Typuswahl. Sendtnera 2: 5–24.

Merxmüller, H. 1969. Carl Friedrich Philipp von Martius. Öffentlicher Vortrag zum 100. Todestag des bayerischen Naturforschers. Bayer. Akad. Wiss. Math.-Naturwiss. Kl., Sitzungsber. 1968 [Sonderdr. 5]: 79–96.