Bayerns digitale Schatzkammer bavarikon macht kunstvolle Pilzwelt der Botanischen Staatssammlung München für alle zugänglich

In Kooperation mit dem Team von bavarikon an der Bayerischen Staatsbibliothek konnte die Botanische Staatssammlung München (SNSB-BSM) nun zwei wertvolle Pilzaquarellsammlungen im Internetportal bavarikon des Freistaats Bayern einem breiten Publikum zugänglich machen. Die Illustrationen der beiden Künstler und Pilzkenner Konrad Schieferdecker und Dr. Fritz Wohlfarth sind nicht nur wissenschaftlich bedeutend, sondern gleichzeitig ein einzigartiger Kunst- und Kulturschatz: Die Informationen waren bisher nur über die internationalen Portale der Naturwissenschaften einzusehen und erscheinen nun seit August 2023 erstmals auch in Bayerns digitaler Schatzkammer.

Die rund 3.300 wissenschaftlichen Illustrationen werden an der Botanischen Staatssammlung München betreut. Eine erste digitale Erschließung erfolgte bereits im Jahr 2000 mit einem eigenen Internetportal. Die digitalen Objekte gehören auch zu den ersten botanischen Wissensobjekten, die über die international bekannten Biodiversitätsdatennetzwerke wie der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) bereitgestellt werden. Auf Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst organisierten nun die Datenwissenschaftler:innen und Software-Entwickler:innen des SNSB IT Zentrums die Transformation der Daten zur Integration der beiden digitalen Sammlungen von Pilzaquarellen von Konrad Schieferdecker (1902 – 1965) und Dr. Fritz Wohlfarth (1906 – 2005) in die Infrastruktur des Internetportals bavarikon.

bavarikon ist das Internetportal zu Kunst, Kultur und Landeskunde des Freistaats Bayern. Es macht das vielfältige kulturelle Erbe Bayerns weltweit kostenlos zugänglich und richtet sich sowohl an die kulturinteressierte Öffentlichkeit als auch an wissenschaftliche Nutzer:innen. Mittlerweile stehen über 440.000 Inhalte von über 150 Kultureinrichtungen online zur Verfügung. Dazu zählen jetzt auch die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns als datenliefernde Institution mit der Botanischen Staatssammlung München als bestandshaltende Abteilung. bavarikon ist ein Gemeinschaftsprojekt des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Staatsministeriums für Digitales. Die Bayerische Staatsbibliothek trägt den laufenden redaktionellen, technischen und organisatorischen Betrieb.

Die Botanische Staatssammlung München beherbergt rund 3,2 Millionen Objekte, hauptsächlich getrocknete Pflanzen, Pilze und Flechten. Die Pilzaquarell-Sammlungen Schieferdecker und Wohlfarth nehmen dabei einen speziellen Platz ein, da sie viele heimische Pilzarten mit ihrem Aussehen und detailreichen Strukturen und Merkmalen ebenso wie Zeit und Ort des Fundes dokumentieren. „Mit den beiden Sammlungen werden 3.300 großartige Werke der wissenschaftlichen Botanischen Malerei in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts präsentiert. In den naturalistisch korrekten Darstellungen wird das handwerklich-künstlerische Geschick von Schieferdecker und Wohlfarth – kombiniert mit deren fachwissenschaftlicher Expertise – deutlich“, erklärt Dr. Dagmar Triebel, verantwortliche Sammlungskuratorin und Leiterin des Digitalisierungsprojekts.

Bereits seit Carl von Linné spielt beim Anlegen von Herbarien bzw. Fungarien, Sammlungen getrockneter Pflanzen und Pilze, die bildliche Dokumentation von Gestalt und Aussehen der Objekte im Lebendzustand eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zu anderen botanischen Objekten verlieren Pilze beim Trocknen sowohl Form als auch Farbe. Zur Identifikation der Arten anhand ihres Aussehens sind deshalb, neben den getrockneten Exemplaren, Bilder notwendig.

„Mit der breiten Einführung der Farbfotografie in den 1970er Jahren werden den Sammlungsobjekten an der Botanischen Staatssammlung München nur noch selten kunstvolle Aquarelle beigefügt“, bedauert Frau Prof. Gudrun Kadereit, Direktorin der Botanischen Staatssammlung sowie des Botanischen Gartens München-Nymphenburg. „Umso wichtiger sind die Digitalisierung und Bewahrung bereits vorhandener Bilder. In der Kombination mit der korrekten Identifikation der dargestellten Sippen können sie Wissensschätze sein, die gerade durch ihre präzise Darstellung, Detailreichtum und naturalistische Fokussierung auf relevante Merkmale aktuell neue Bedeutung im Zeitalter von KI erlangen“.

Die Plattform bavarikon erlaubt nun auch interessierten Bürger:innen außerhalb der biologischen Forschergemeinschaft diese kunstvolle digitale Pilzwelt von rund 1.600 heimischen Arten zu nutzen. Die Realisierung der technischen Anbindung an bavarikon eröffnet neue Kooperationsmöglichkeiten zum technischen Datenaustausch zwischen Bibliotheks­ und Archivdiensten einerseits und Diversity Workbench-basierten Datenrepositorien naturwissenschaftlicher Forschungssammlungen andererseits.

Die Botanische Staatssammlung München gehört zu den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB). Sie wurde 1813 als „Herbarium Regium Monacense“ (Königliches Münchner Herbar) durch König Max I Joseph und die Bayerische Akademie der Wissenschaften gegründet und umfasst heute mehr als 3,2 Millionen Herbarbelege – darunter auch einzelne sehr alte Belege, die zum Teil sogar aus dem späten 17. Jahrhundert stammen.

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Kontakt:

Dr. Dagmar Triebel
SNSB Botanische Staatssammlung München & SNSB IT Zentrum
Tel.: 089 17861 252
E-mail: triebel@snsb.de